Wie geht es den Vorarlberger Lehrlingen? Wie sah ihr Weg zur dualen Ausbildung aus, wie fühlen sie sich in ihrem Beruf und welche Zukunftspläne haben sie? Diese Fragen werden ab heuer mit dem jährlich erscheinenden „Lehrlings-Report“ beantwortet. Erstmals gibt es in Vorarlberg eine flächendeckende, branchen- und firmenübergreifende Befragung unter den Lehrlingen: Über 1.300 Jugendliche von derzeit knapp 7.000 Lehrlingen haben sich heuer bereits daran beteiligt. Den vollständigen Report gibt’s hier zum Download.

Fakten statt Vermutungen

Der Lehrlings-Report ist eine neue Initiative des Vereins „Lehre in Vorarlberg“ (LiV), der 2019 von Land, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Vorarlberg gegründet wurde. In Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion wurden die Lehrlinge über die Berufsschulen im ganzen Land befragt – branchen- und firmenübergreifend. Die 29 Fragen, die mit Unterstützung eines Marktforschungsinstitutes aufbereitet wurden, geben Einblick in verschiedene Phasen ihres Ausbildungsweges.

„Die Lehrlinge selbst sind unsere wichtigsten Botschafter für das duale Ausbildungsmodell. Alle Erkenntnisse des neuen Reports geben uns nicht nur ein aktuelles Stimmungsbild, sondern helfen uns zukünftig auch, Projekte und Kampagnen gezielter und effizienter umzusetzen“, erklärt LiV-Geschäftsführer Markus Curin. „Statt der ,gefühlten‘ Wahrheit haben wir nun und zukünftig klare Fakten, können die Werte in den kommenden Jahren vergleichen. Einige Ergebnisse haben unser Bild bestätigt, andere sind überraschend. Darüber hinaus der Report zugleich auch eine Wertschätzung der Lehrlinge selbst: Ihre Meinung ist gefragt und wird gehört. Auch das hat es in dieser Größenordnung bislang nicht gegeben.“

Image der Lehre „hervorragend“

Das Stimmungsbild unter den Lehrlingen ist jedenfalls äußerst positiv: 79 Prozent sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit der Wahl ihres Lehrberufes. Nur 2% geben an, nicht damit zufrieden zu sein. Was ihnen an ihrer Lehre gefällt? Die Arbeit an sich (64%), gefolgt von der Zeit mit den Arbeitskollegen (55%), direkten Aufgaben (49%), Arbeitsplatz (48%) und dem Lehrlingseinkommen (47%). Was das Image der Lehre betrifft, haben die Jugendlichen eine klare Meinung: Für 80% ist es hervorragend, lediglich 5% sehen das nicht so.

Spannend sind auch die Ergebnisse, was den Weg zur Lehre betrifft: Für 26% waren die Eltern und für 21% Familie und Verwandte ausschlaggebend für die Entscheidung des Lehrberufes. Über 80 Prozent haben durch das Schnuppern mehr über ihren Beruf erfahren und für mehr als die Hälfte der Befragten (56%) war ein erfolgreiches Schnuppern auch ausschlaggebend für die Entscheidung (berufliche Ausbildung 45%, Lage des Unternehmens 42%). Nur für 25% war das Lehrlingseinkommen ein entscheidendes Kriterium.
Auf die Frage, ob sie aus heutiger Sicht eine andere Entscheidung getroffen hätten, geben 64% an, mit der Wahl zufrieden zu sein. 19% würden ein anderes Unternehmen wählen, 15% einen anderen Lehrberuf.

Und wie sieht es nach dem Lehrabschluss aus? 29 Prozent geben an, dass sie gerne im Unternehmen bleiben möchten. 14% möchten ihren Beruf woanders ausüben, je 13% möchten eine zusätzliche berufliche oder akademische Ausbildung machen. Und je 5% möchten eine Auszeit machen bzw. den Beruf oder die Branche wechseln.

Auch Fragen zur Mobilität, Social Media und Work-Life-Balance wurden beantwortet. Wer neugierig geworden ist: Der vollständige Lehrlings-Report 2024 steht auf der Plattform des Vereins unter www.lehre-vorarlberg.at zum Download bereit.

Wilfried Hopfner, Markus Curin, LR Marco Tittler, Bernhard Heinzle und Bertram Summer bei der Präsentation des Lehrlings-Reports 2024.

Lehrlings-Starter-Box für 2.000 neue Lehrlinge

Zum bereits dritten Mal wird heuer auch die Lehrlings-Starter-Box an alle neuen Lehrlinge im Land verteilt. Das Willkommenspaket, das von Lehre in Vorarlberg in Zusammenarbeit mit aha Jugendinfos initiiert wurde, ist eine Lunchbox, die mit Infos, Gewinnspielen und einem süßen Snack gefüllt ist. Die Starter-Box wird über die elf Berufsschulen im Land an alle „Erstklässler“ verteilt. Markus Curin: „Die Box ist gekommen, um zu bleiben – das Feedback war von allen Seiten großartig. Das Ziel war auch hier die Lehrlinge branchen- und firmenübergreifend willkommen zu heißen und die Botschaft zu vermitteln, du bist nicht alleine, sondern Teil einer 7.000-köpfigen Community.“

Simon Kresser, Geschäftsführer aha Jugendinfo: „Das aha bietet als Vorarlberger Jugendinfo zahlreiche Angebote für Jugendliche. Durch die Kooperation mit Lehre in Vorarlberg und die Starterbox hat das aha die einmalige Möglichkeit neue Lehrlinge direkt anzusprechen und sie über die aha-Angebot zu informieren. Eines dieser Angebote ist die aha Lehrlingscard. Damit können sich Jugendliche bei über 250 Partner*innen, wie z. B. Fitness-Studios, Kinos oder Kultureinrichtungen, Ermäßigungen holen. Ebenso ist die Karte offizieller Lehrlingsausweis und Altersnachweis.“

Dienste von myLehre: Mehr Services auf www.lehre-vorarlberg.at

Der September wird auch Neuerungen für die Plattform des Vereins www.lehre-vorarlberg.at mit sich bringen. Durch Initiative und Investition der Wirtschaftskammer Vorarlberg wird die Lehrstellensuche zukünftig über das umfangreiche Angebot von myLehre abgewickelt. Wie bisher können Unternehmen dabei kostenlos und unkompliziert ihre offenen Lehr- und Schnupperstellen platzieren oder auf zusätzliche Services der erfolgreichen Lehrstellenplattform zurückgreifen. Die zahlreichen User von www.lehre-vorarlberg.at (bis zu 3.000/Woche) bekommen hingegen einen noch besseren Überblick der vorhandenen Jobs und Schnupperangebote und können mit wenigen Klicks ihren Bewerbungs-Prozess starten. SchülerInnen der Polytechnischen Schulen bekommen sogar Zugriff auf ein eigenes Schnuppertermin-Tool.

Anlass für diesen Schritt war das Interesse zahlreicher Unternehmen sowie der Wirtschaftskammer-Sparten, die Lehrstellensuche auf eine Plattform zu konzentrieren und die Ausbildungsbetriebe bei ihrer Suche nach Lehrlingen maßgeblich zu unterstützen.

Statements

„Die duale Ausbildung ist nach wie vor ein gefragtes Vorarlberger Erfolgsmodell, knapp die Hälfte der 15-Jährigen entscheidet sich in Vorarlberg jedes Jahr für eine Lehre. Der Lehrlings-Report 2024 liefert aufschlussreiche Daten über unsere Lehrlinge – aus ihrer Sicht, über ihre Arbeits- und Lebenswelt. Diese Daten tragen dazu bei, das Angebot der Lehrausbildung im Land zielgruppengerecht weiterzuentwickeln und noch attraktiver zu gestalten. Unser Ziel sind mehr motivierte Fachkräfte mit erfolgreichen Karrieren. Davon profitiert jeder Einzelne und letztlich auch der Wirtschaftsstandort insgesamt.“
Wirtschaftslandesrat Marco Tittler

 

„Der Lehrlings-Report 2024 bestätigt die herausragende Qualität der dualen Ausbildung in Vorarlberg. Die hohe Zufriedenheit der Lehrlinge zeigt den großen Wert dieser praxisnahen Ausbildung für unsere Jugend und Wirtschaft. Vorarlberg setzt damit weiterhin Maßstäbe in der beruflichen Bildung. Und mit der Bündelung unserer Kräfte des Vereins und myLehre schaffen wir für Vorarlbergs Unternehmen und Jugendliche eine zentrale Plattform, die die Lehrstellensuche effizienter und erfolgreicher macht. Gemeinsam unterstützen wir die Fachkräfte der Zukunft.“
WKV-Präsident Wilfried Hopfner

 

„Der Lehrlings-Report gibt wertvolle Einblicke in die Gedanken der Vorarlberger Jugendlichen und ihre Motivation, sich für eine Lehre zu entscheiden. Die umfassende Umfrage zeigt, wie wichtig es ist, ihre Perspektiven zu verstehen, denn um die Lehre in Vorarlberg zukunftsfähig und attraktiv zu gestalten, brauchen wir Fakten. Genau diese liefert der Lehrlings-Report. Und die Starter-Box ist für mich sowieso eine besonders begrüßenswerte Aktion. Sie unterstützt einen erfolgreichen Start, bringt den Jugendlichen Wertschätzung entgegen und zeigt ihnen, dass sie nicht allein sind, sondern auf ihrem Weg ins Berufsleben aktiv begleitet werden.“
AK-Präsident Bernhard Heinzle

 

„Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung betont immer wieder, wie wichtig eine evidenzbasierte Bildungssteuerung ist. Der Lehrlings-Report hilft uns die Lehre auf Basis von Fakten und Daten weiterzuentwickeln. Erfreulich ist, dass der erste Lehrlings-Report der Lehrausbildung in Vorarlberg ein gutes Zeugnis ausstellt.“
Bertram Summer, Schulqualitätsmanager für den Fachbereich Berufsschulen, Bildungsdirektion für Vorarlberg

Fotos: Markus Gmeiner, Bernd Hofmeister